Korrosionsschutz

Dem Thema Korrosionsschutz wird oftmals viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Korrosionsschutz ist das A und O am Fahrzeug, nicht nur bei Umbauten oder Restaurationen! Wer dann entsprechend Material kaufen möchte, steht dann vor der Qual der Wahl, von billig bis teuer, von gut bis schlecht und in allem Kombinationen ist alles dabei. Dabei gibt es nur wenige gute Grundprinzipien die eingehalten werden müssen. Man kann nicht alles aufzählen was man schützen kann, man sollte nur so viel wie möglich schützen.

Grund für Korrosion am Fahrzeug ist der Kontakt von Metallen mit Sauerstoff. D.h. man muß das Metall schützen. Dies fängt bei der Lackierung an. Eine gute Lackierung beinhaltet immer einen Korrosionsschutzgrund. Am meisten hat sich hier ein aktiver Korrosionsschutzgrund auf Phosphorsäurebasis bewährt. Die Phosphorsäure reagiert mit dem Metall, wandelt vorhandene Korrosion um und dadurch verbindet sich die Grundierung mit dem Metall sehr gut und ist vor weiterer Korrosion geschützt. Anschließend folgen Grundierung und Decklack. Aber es gibt Bereiche an die man nicht so einfach hinkommt und die gerne vergessen werden. Wenn zwei Bleche überlappend verschweisst werden, ist einerseits der Überlappbereich schlecht geschützt, andererseits oftmals die Rückseite schwer bis nicht zugänglich. Hier empfiehlt es sich immer, die Rückseite (z.B. eines Schwellerblechs oder Seitenteils) vor dem Einschweissen zu grundieren. Im später nicht sichtbaren Schweissbereich muß ebenfalls Rostschutz drauf. Hierfür gibt es entweder extra Schweissprimer oder der verwendete Korrosionschutzgrund ist schweissbar. Hier also beim Kauf drauf achten, das spart Geld. Der Rostschutz wird zwar etwas im Schweissbereich weggebrannt, aber daneben nicht! Nach Fertigstellung der Schweissnaht incl. säubern wird der Gesamte nicht nicht bzw nicht mehr geschützte Bereich mit Rostschutz versehen. Im Bereich einer Überlappung, empfiehlt es sich hier dünneren Rostschutz aufzutragen und so gut wie möglich zwischen die Spalte zu treiben (z.B. Pinsel, Druckluft). Im Bereich von Hohlräumen muß besonders gut geschützt werden. Hier setzt sich Kondenswasser ab und unter Umständen auch Regen- und/oder Waschwasser ab.

Seit Jahrzehnten gibt es diverse Hohlraumkonservierer die auch immer wieder getestet werden. Fast alle verlieren mit der Zeit an Wirkung. Es muß also regelmäßig nachgearbeitet werden. Allerdings gibt es zwei Produkte die man bedenkenlos empfehlen kann und für die es mehr als genug Beweisträger für die Haltbarkeit und Fähigkeit der Produkte. Als erstes sei hier Mike Sanders Korrosionsschutzfett genannt. Dieses Fett wird in der Regel flüssig und warm (heiss) aufgetragen bzw. verarbeitet. Hierzu sind besondere Werkzeuge notwendig. Diese kann man sich leihen oder auch kaufen. Wer öfter dieses Produkt verarbeitet sollte zu letzterem tendieren. Dieses Fett ist bei Raumtemperatur ziemlich fest, kriecht aber weiter, besonders bei höheren Temperaturen wird so stetig nachkonserviert. entstehende Risse werden so immer wieder verschlossen. Das andere Produkt für sehr guten Korrosionsschutz ist in Millionen Fahrzeugen erprobt und bei jedem Volkswagen-Teilehändler zu bekommen. Man kann den originalen Hohlraumschutz von Volkswagen in der Druckkartusche kaufen. Er lässt sich spritzen sowie streichen und lässt sich ohne Erwärmung verarbeiten. Dieser Hohlraumschutz wurde sehr erfolgreich Anfang-Mitte der Achtziger in Golf, Passat und Co verarbeitet. Wer kennt nicht die auslaufenden Heckklappen am Golf II? Rostmäßig sind diese Fahrzeuge an den Stellen an denen Sie mit dem Hohlraumschutz versiegelt sind alle intakt. Das schöne auch an diesem Material ist, daß es auch bei geringer Temperatur noch kriecht. Es ist jedoch wesentlich einfacher zu verarbeiten und kostengünstiger als Mike Sanders Korrosionsschutzfett. Die 1000ml Dose kostet ca 13€ (D 330 KD1 A2 - Hohlraumkonservierungsmittel). Beim Schweissen von mit Hohlraumschutz beschichteten Teilen ist allerdings etwas Vorsicht geboten, denn Hohlraumschutz brennt sehr gut! Aber durch die Hitze verläuft er sehr gut in entstehende Spalte. Daher kann es sinnvoll sein, neben Rostschutz auch gleich Hohlraumschutz aufzutragen. Jedoch sei hier darauf hingewiesen, auf Hohlraumschutz haftet kein Rostschutz effektiv! Hohlraumschutz muß als Ergänzung angesehen werden, nicht als Grundschutz!

Doch was passiert, wenn es zu spät ist? Dann bleibt einem nichts anderes übrig, als mit harten Bandagen zu kämpfen. Man sollte jedoch die Kirche im Dorf lassen. Bei einem Fahrzeug das grundsätzlich tip top ist, eigentlich keinen Rostansatz zeigt und möglicherweise noch überwiegend im Originallack existiert, macht es äußert wenig Sinn die harte Nummer zu schieben. Sprich Strahlen, Bürsten oder gar Rausflexen und neu Einschweissen. Oftmals wird gerade mit einer Schweissaktion mehr unheil angerichtet als umgekehrt, besonders wenn die Stelle schlecht von zwei Seiten zugänglich ist. Grundsätzlich heisst es aber, es muß lackiert werden. Wenn auch nicht komplett, so doch in (größeren) Teilbereichen. Im Regelfall ist dies immer mit viel Arbeit (=Geld) und Ärger verbunden. Kleine Fehler gibt es dann immer und Spritzkanten lassen sich auch nur selten vermeiden oder man ist wieder im Bereich einer Neulackierung.

Das bekannteste und effektivste Verfahren ist das umgangssprachliche Sandstrahlen, wenngleich auch kein Sand zum Einsatz kommt. Beim Strahlen werden je nach Material und Anforderung verschiedene Strahlmittel eingesetzt. Es können z.B. manche Strahlmittel auch für mehrere Materialien eingesetzt werden, jedoch macht es aus wirtschaftlicher und technischer Sicht manchmal keinen Sinn. Nicht das es nicht gut ist, aber es ist zu vergleichen mit dem tollen 102Oktan Sprit den man kaufen kann...

Wer noch keinen Rost sieht oder nur eine Vermutung hat, sollte sich das Trockeneisstrahlen mal näher anschauen. Dieses Verfahren bietet sich grundsätzlich nicht für den Privaterwerb einer Trockeneisstrahlanlage an, jedoch kann man sich die Experten entweder zu sich nach Haus holen oder das Fahrzeug dort abgeben. Durch den hohen Anschaffungspreis sind auch die Betriebskosten nicht unbedingt günstig. Zwar fällt viel Wartungs- und Reinigungsaufwand im Vergleich zu einer herkömmlichen abrasiven Strahlanlage weg, dafür sind die Abschreibungen höher und CO2 Pellets wollen auch gekauft werden. Das Trockeneisstrahlen bietet den Vorteil, Teile zu säubern und von Unterbodenschutz zu befreien, OHNE das Grundmaterial anzugreifen. Auch verborgene Originallackierungen lassen sich gekonnt "retten". Dadurch, das nur durch die aufprallenden Pellets Material abtragen und diese nicht apprallen, muß auch nicht großartig abgeklebt werden. Leider kann genau deswegen auch nicht jede komplizierte Geometrie 100% bearbeitet werden, da der Strahl nicht die gesamte Oberfläche erreicht. Es sei jedoch erwähnt, das bei eher weichen und nichteisen- Werkstoffen die Oberflächenstruktur durchaus verändert werden kann.

Beim Trockeneisstrahlen überlagern sich folgende Effekte die zum Materialabtrag führen:

  • Abrasiveffekt - Infolge der kinetischen Energie der Pellets die beim Aufprall freigesetzt wird
  • Thermoschock - Infolge der großen Temperaturdifferenz zwischen Bauteiloberfläche und Trockeneisstrahl
  • Expansionsschock - Infolge des Phasenübergangs (fest-gasförmig ohne Verflüssigung) von Trockeneispellets an der Oberfläche (sog. Sublimation)

Der Materialabtrag ist deutlich geringer als beim klassischem Strahlen, jedoch wird auch kein Grundmaterial abgetragen. Ein weiterer Vorteil ist wie erwähnt die bessere Entsorgbarkeit, da nur abgetragenes Material übrig bleibt und nicht mehr vom Strahlgut getrennt werden muß

to be continued...

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